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Freitag, 19. April 2019

Bittersüßer Nachtschatten - Muttergefühle Teil 1

Heute ist wieder mal einer von den Tagen, an denen ich alles verwünschen und hin schmeißen würde. Es ist noch früh am Morgen, genau kurz nach sechs Uhr und ich kann seit einer gefühlten Ewigkeit nicht schlafen.
Gedanken gehen mir durch den Kopf. Gedanken einer Mutter. Sie, liebe Leser kennen das. Die Kinder sind seit einiger Zeit aus dem Haus, man hat die Kontrolle quasi abgegeben und dem Selbstlauf überlassen und denkt immer wieder und wieder an seine Kinder. Ich hab zwei davon. Liebenswert und schon ziemlich erwachsen. Als Mutter möchte ich mir das ja nicht immer eingestehen, aber der Lauf der Dinge und der Zeit zeigt, dass sie, zumindest vom Alter her erwachsene Menschen sind.
Schon gestern Abend konnte ich nicht so Recht einschlafen, immer wieder Gedanken um meine Kinder. Da tauchten Fragen auf, wie: Hast Du was falsch gemacht, oder warum melden sie sich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht (mehr)? Ist was passiert? Ach passiert ist sicher nichts, denn ich habe in der Zwischenzeit gelernt, dass in der heutigen Zeit von irgendwoher schon eine Nachricht zu mir kommen wird, wenn " was passiert" gewesen wäre.
Und die Frage, ob ich was falsch gemacht habe, ja sicher, ich bin eine Mutter, wie jede andere und selbstverständlich gibt es zum Kinderkriegen und Kindererziehung keine Bedienungsanleitung. (Manchmal hätte ich mir so ein Faltblatt schon gerne gewünscht) Nun gut, ich sitze hier am frühen Morgen und jammere dem Leser die Ohren voll. Nein, ich jammere nicht. Ich schreibe, was die meisten Mütter und auch einige Väter betrifft, die Sehnsucht nach seinen Kindern.
Im Moment ist sie riesengroß. Tränen rinnen mir über mein Gesicht, wenn ich daran denke. Denn ich hatte schon versucht in Kontakt zu kommen. Auf alle möglich erdenklichen Weisen. Vermutlich schreibe ich Ihnen aus dem Herzen. Nehmen wir mal meine Tochter. Sie lebt gute 300 km von mir entfernt und hat eine kleine Familie. Noch keine eigenen Kinder, aber einen Mann und einen Hund, den beide über alles lieben. Sie ist selbstständig und hat ein, so nehme ich an, gut geführtes Tattoo Studio. Auch ich hatte mir ein kleines Tattoo von ihr stechen lassen, wahrscheinlich um etwas Zeit mit ihr alleine zu verbringen. Sie hatte mir die Namen meiner Kinder auf den Unterarm tätowiert, so dass ich mich immer daran erinnere, wie sie beide heißen. Wie gesagt, ich hatte schon versucht, vor einigen Tagen Kontakt aufzunehmen, es folgte, wie so oft: nichts. Außer ein paar Bilder auf Instagram, die ich mit Sehnsucht betrachte. Ich ertappe mich immer wieder dabei, das Handy anzumachen, um zu schauen, was sie neues gepostet haben. Heute war jedenfalls noch nichts dabei. Vermutlich schlafen sie noch. Nun gut. Ich hatte auf die Mailbox gesprochen, nichts verwerfliches, kein Betteln um Rückruf, das habe ich mir im Laufe der Zeit abgewöhnt. Sondern gespielte Fröhlichkeit, so wie man das eben macht, um sicher zu stellen, dass der Angerufene nach Möglichkeit auch zurück ruft. Meine Fröhlichkeit ist echt, aber nicht immer zu hören, weil sie verschüttet unter einem Haufen Müll verborgen liegt. Viel zu selten schafft sie es , darunter hervor zu kriechen, weil der Berg, unter dem sie liegt so groß und schwer geworden ist. Na wie gesagt, ich hatte auf die Mailbox vom Handy meiner Tochter gesprochen und leider keine Rückmeldung bekommen. Mein Mann meinte, dass sie sicher zu beschäftigt wären. Aber in meinem Kopf hämmert es! Zu beschäftigt, einmal Hallo zu sagen? Ich weiß nicht. Und ich überlege, was ich nun noch tun könnte, um am Ball zu bleiben. Ich wartete mindestens zwei Tage voller Sehnsucht und springe bei jedem Klingeln des Telefons auf, aber vergebens, sie war bis heute nicht der Anrufer. Ich kenne das Dilemma in meinem Herzen. Die Sehnsucht steigt so lange in mir hoch, bis sie als Tränen über mein Gesicht läuft und dann ist kein Halten mehr, ich laufe über, Tränen fließen über mein Gesicht. Meine Nase läuft, ich schluchze erst leise fast unhörbar in mich hinein, dann immer lauter vor mich hin. Es hilft nichts, ich weine so lange, bis meine Augen rot sind, mein Gesicht aufgequollen und ich mich mit diesem Anblick nicht mehr unter die Menschheit trauen kann. Meine Nase läuft, ich suche ein Taschentuch.
Ich sehe kurz auf, ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass die Sonne gerade aufgeht. Aber nicht für mich....
© Susann Krumpen

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