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Mittwoch, 7. Oktober 2020

Lipödem - Sanitätshäuser gibt es... - Vermessung der Beine

Seit dem letzten Arztbesuch ist meine Laune zu diesem Thema gesunken. Es folgten Besuche im Sanitätshaus, mehrfach wurden meine Beine vermessen und ich erinnere mich nur zu gut, dass ich in einer Kabine saß, die sich zwischen Verkaufsraum und so eine Art Durchgang befand. Immer wenn jemand von den Angestellten heraus oder herein kam, zog es mächtig, der Vorhang wedelte nur so, kalter Rauch zog mir entgegen, ekelhaft. Ich bin Nichtraucherin! Und wenn Sie darauf warten, dass ein Maßband zur Vermessung gefunden wird, so kommt doch einige Zeit zusammen, jedenfalls bei mir.

Ich saß, wie gesagt in der einzigen Kabine dieses Sanitätshauses und konnte sämtliche Verkaufsgespräche mit verfolgen. Unfreiwillig natürlich! Ich sage Ihnen, da kann man richtig was lernen! In der Zeit lauschte ich auf die Gespräche, die mir die Wartezeit erheblich zu verkürzen schien und es kam so Einiges zum Vorschein. Eine, der Stimme nach älteren Frau wurden regelrecht Stützstrümpfe aufgeschwatzt, obwohl ihr offensichtlich die Farbe nicht gefiel. Mit nachdrücklicher, etwas erhobener Stimme wurde ihr in das Gewissen geredet, ob sie etwas für ihre Gesundheit tun wolle, oder nicht. Nach einigem hin und her nahm sie diese mit, bedankte sich auch noch artig für die (tolle) Beratung. Unverschämtheit! Meine Füße waren bereits kalt. Dann folgte offensichtlich ein Paar, er suchte warme Hausschuhe. Das Paar redete leise miteinander, Kartons wurden geöffnet und wieder verschlossen. Hin und her geschoben, Schritte waren zu vernehmen, wo blieb nur das Verkaufspersonal? Sie waren doch eben noch so eifrig bei der Sache? Fehlanzeige, niemand sprach mit den beiden Alten. Sie fanden wohl nicht so das Richtige. Rutschfest mussten sie sein, die Hausschuhe. Und warm noch dazu! Und preislich angemessen, bei der kleinen Rente heutzutage Und schließlich hatte er immer so kalte Füße. Bedient wurden sie nicht, ich hörte sie schimpfend zur Eingangstür schlurfen, die Tür klappen, weg waren sie. In meinem Kopf hämmerte es. "Wo bleibt die Angestellte, die mir meine Beine vermessen wollte nur, was ist mit dem Maßband?" Ich warte eine gefühlte Ewigkeit, mir ist kalt. Endlich! Sie kam im Sturmschritt und hinterließ den Eindruck, als wolle sie die verlorene Zeit wieder aufholen. Gepflegte Erscheinung, schmale Hände, keinen Schmuck. Ihre blonden Haare fielen in das Gesicht, so dass sie diese ein paar Mal unwirsch zur Seite wischte. Der Mund schmal, die Augen müde, eine Frau, geschätzte Mittzwanzigerin. Vermutlich keine Kinder, schlanke Figur und ein etwas unpersönliches, fahriges oder eher ungeduldiges Verhalten. Ohne ein großartiges Wort an mich zu richten, wurden meine Beine vermessen und die Maße in einem Protokoll aufgeschrieben. Die Farbe der Bestrumpfung konnte ich mir aussuchen. Ich wählte modisches dunkelgrün, mit Muster.

Schließlich möchte man ja auch aussehen und es sollte auch zu der übrigen Garderobe passen. Ich mag grün unheimlich gerne.

Das ich die Stützstrümpfe nur ein paar Male getragen habe möchte ich hier der Ehrlichkeit halber erwähnen. Es gibt seine Gründe dafür. Heute habe ich einen anderen Weg eingeschlagen und will sehen, wie groß der Erfolg sein wird!...

© Susann Krumpen


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